MA 80%

Anfang 2025 haben wir uns ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Angelehnt an den Smart-City-Zielen der Stadt Wien, die bis 2050 anpeilen, 80 % der Bauteile und Materialien aus Abrissgebäuden oder Sanierungen wiederzuverwenden, möchten wir mit dem Projekt MA80% einen Beitrag dazu leisten.
— wir haben beschlossen, zu handeln. Mit einem gesunden Maß an Sarkasmus gegenüber dieser Mammutaufgabe haben wir begonnen, uns zu vernetzen: Gemeinsam mit dem Verein Wertstoff, den Materialnomaden und der Harvestmap wollen wir die Materialkreisläufe im Bauwesen besser verstehen und jene Prozesse kritisch hinterfragen, die wir bisher selbstverständlich akzeptiert haben.
Wo stehen wir jetzt mit MA80%? Es gibt definitiv noch viel zu tun, aber wir sind neugierig, wie weit wir gemeinsam kommen können, um dem 80%-Ziel zumindest schrittweise näherzukommen.
Die ersten Erfolge wollen wir mit euch teilen: Eine Telegram-Gruppe wurde eingerichtet, um Ressourcen im lokalen Umfeld vor der Mulde zu retten und zu teilen — feel free to join! https://t.me/+j9Eoz1k0szg0OTY8
Anfang des Jahres wurde konzipiert,von den eigenen Projekten und Erfahrungen berichtet: Für das Netzwerktreffen von Circulart im April die möglichkeit reiste MA80% zu unserem Sehnsuchtsort (noch näher an der Adria) Graz - ein Tag ganz im Zeichen des Reuse, mit Freund:innen und Sonnenschein. Am Lendkanal unmittelbar neben dem ehemaligen Club für Nichtschwimmer befindet sich das Materialdepot von Circulart, untergebracht in der historischen Rösselmühle.
Im Kollektiv Kaorle haben wir ein Materialdepot für wiederverwendbare Baustoffe angelegt, das wir im Zuge des Umzugs ins Otto Wagner Arealweiter aufstocken. Ein Stück Lido in Ottakring wird vor dem bevorstehenden Abriss gerettet.
Das “Paradiesl - Motor für eine ko-produzierte Stadt” am Alsergarten wächst. Die begehbare Installation dient als gemeinschaftsbildendes Werkzeug und Katalysator für das Kulturschaffen und das Zusammenleben vor Ort. Die Baustelle wurde zum Diskursraum für einen kollektiven und emanzipatorischen Prozess, bei dem öffentliche Handlungsräume ausgelotet wurden. In einem partizipativen Bauprozess ist ein Ort für Menschen entstanden, der dazu einlädt, sich im Aushandlungsprozess von “Stadt machen” zu beteiligen.
Die wiederverwerteten Elemente der ÖBB 4020 Züge sind Grundstruktur der Modular erweiterbaren Installation Paradiesl.
Aktuell sind wir in Absprache um als Teil der HarvestmapGenossenschaft Teil eines interdisziplinären Teams zu werden – mit Experti:innenaus Architektur und Tragwerksplanung, Kunst und Design, Restaurierung und angeleitetem Selbstbau. Die Genossenscahft stellt den bautechnischen, ökologischen und künstlerischen Mehrwert von re:use in der Architekturproduktion dar und untersucht seine Auswirkungen. Das vorgefundene Material steht im Zentrum des Entwurfs und erweitert im Transformationsprozess die Einsatzmöglichkeiten von reuse.
Eine eigene Taskforce analysiert Baustoffe und entwickelt Strategien zur Wiedergewinnung im Hochbau. Schritt für Schritt — oder eher Stein für Stein oder halt Spreisel für Spreisel. Der erste offizielle Auftrag in Kooperation mit den Materialnomaden und Wiener Parkett läuft gerade an: Im Wiener Hotel Bristol werden wir über 5.000 m² Bodenbeläge für die Wiederverwendung sichern — ein kleiner, aber feiner Beitrag für die Kreislaufwirtschaft.
Keep on digging! Wir freuen uns über jede Idee, jede Kooperation und jeden Einblick, der uns auf diesem Experimentierfeld „urbane Mine“ weiterbringt und freuen uns über Projekte im angeleiteten Rückbau.
Glück auf!